„Es gibt immer Neues“

Wolfsburger Ehepaar seit Jahrzehnten Gast im Wendland

rs Dannenberg. „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, heißt es bei Matthias Claudius (1740-1815). Ergo: Vielreisende haben vieles zu berichten.So auch das Wolfsburger Ehepaar Gerald Kulms und Elke Hoffrichter. Unzählige Länder haben sie bereits erkundet, planen nun einen Trip nach Jordanien, doch immer wieder – und dies sogar zweimal im Jahr – treibt es die beiden pensionierten Realschulrektoren ins Wendland: „Hier ist’s immer schön. Für uns vor allem zur Musikwoche Hitzacker und zur Kulturellen Landpartie“, erläutert der 82-Jährige, der einst in erster Linie Naturwissenschaften unterrichtete und dem man das Alter nicht ansieht, während er im italienisch anmutenden Hinterhof des Dannenberger Hotels Marschtor sitzt. Seine 15 Jahre jüngere Frau, die vor ihrer Pensionierung „den pädagogischen Mehrkampf“ pflegte, pflichtet ihm bei und ergänzt: „Wir entdecken immer Neues.“ Der in der Claudius-Sentenz erwähnte Hut ist bei Kulms übrigens eine Schiebermütze, von denen er mittlerweile Dutzende besitzt, denn bei jedem Aufenthalt lässt er sich bei einer Hutmacherin in Göttien eine neue fertigen. In diesem Jahr sind es sogar zwei, weil die beiden im Pandemiejahr 2020 nicht in die Region reisen konnten – das erste Mal seit Jahrzehnten. „Nachholbedarf.“

„Es kommt mir vor, als käme ich jedes Mal nach Hause“, merkt Elke Hoffrichter an. Und damit liegt sie richtig: Eher zufällig habe sie nämlich in den vergangenen Jahren herausgefunden, dass eine ihrer Großmütter, die sie nie persönlich kennengelernt hatte, aus Clenze stammte. Gemeinsam wollen sie auch an diesem Tag auf Tour gehen – üblicherweise reisen sie mit Auto und Motorrad an. „Weil es mit dem Motorrad besser geht – auch wegen der Parkplatzprobleme bei der KLP.“

Dabei geht es auch mal abseits der üblichen Wege durch die Feldmark. Neugierde spielt eine Rolle. „Mal schauen, wo die Straße hinführt.“ Sogar eine Wohnung in Lübeln hätte man vor drei Jahren fast gekauft. „Aber jene wäre zu klein gewesen, wenn die Familie uns besucht hätte“, begründet Gerald Kulms den Entschluss, weiter in Hotels zu logieren.

Aufmerksam auf den Landkreis Lüchow-Dannenberg sei man durch den Anti-Atomkraft-Widerstand geworden, erzählt Gerald Kulms. Bei Tagesausflügen habe man zunächst die „wunderschöne Region“ erkundet und diese sowie die Menschen vor Ort liebgewonnen. „Wo sich einheimische Landwirte mit zugereisten Rechtsanwälten aus Berlin umarmen, da wollte ich gern dazugehören.“ Ihre ersten mehrtägigen Urlaube verbrachte man im Familienrahmen in Schreyahn, wechselte dann ins Dannenberger Schützenhaus. Aber seit 2000 ist man jedes Jahr beim Hoteliersehepaar Udo und Siglinde Daasch im Hotel Marschtor zu Gast – mithin das 20. Mal in diesem Jahr.

Vor dem Hintergrund dieses runden Ereignisses übergibt Udo Daasch den Reisenden ein Buch von Wolf-Rüdiger Marunde, eines mit persönlicher Widmung. Es geht fast familiär zu an diesem Morgen, schließlich kennt man sich mittlerweile. „Wir buchen stets schon zum Reiseende für den nächsten Aufenthalt – immer dasselbe Zimmer“, freut sich das Duo Kulms/Hoffrichter schon jetzt auf „die sympathische Familie Daasch“ und auf 2022, das über die Musikwoche und die KLP selbst ein Buch schreiben könnte, über das Werden und Wachsen, über Veränderungen und Einschnitte – wie jene, die es in diesem Jahr gibt.

„Früher habe ich als Vorsitzender des Tourismusvereins regelmäßig derartige Gästeehrungen vorgenommen“, sagt Udo Daasch. Doch diese seien selten geworden. Man reise heute zwar prinzipiell mehr, aber seltener an denselben Ort. Aktuell sei die Buchungssituation in seinem Familienbetrieb sehr gut, was sich aber auch durch die Corona-Situation erkläre, die die Deutschen vielfach im eigenen Land hielte.

Allein am Vortag hätte er 20 weitere Zimmer belegen können. In den Monaten zuvor war das Hotel in erster Linie von Geschäftsreisenden frequentiert. „Bei den Urlaubern waren die Auflagen immens“, erinnert sich Daasch und führt einen Fall an, bei dem ein potenzieller Gast mit seinem Fahrzeug in Dannenberg gestrandet war. Da es zu der Uhrzeit aber nicht möglich war, einen Corona-Test zu machen, musste dieser – trotz Kapazitäten – die Nacht in seinem Auto verbringen.

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