Vom Siechenhaus zur Pflege 2.0

Hitzackers Friedrichheim feiert 120-jähriges Bestehen

rs Hitzacker. Heute feiert man in Hitzackers Altenpflegeheim Friedrichheim ein kleines Frühlingsfest – coronabedingt bleibt man unter sich. Doch nicht nur der Lenz, der das parkähnliche Gelände zwischen Lüneburger und Dannenberger Straße in vielen Farben erstrahlen lässt, wird gefeiert, sondern ein ­besonderes Datum: der 26. April 1902. Vor genau 120 Jahren stiftete Hedwig Gräfin von Oeynhausen (die Schreibweise des Namens ­variiert), geborene Freiin von dem Bussche-Ippenburg, dem Vaterländischen Frauenverein vom Deutschen Roten Kreuz in Hitzacker die sogenannte Wagnersche Anbauerei, einen Hof mit geringem Bodenbesitz. Zweck der Stiftung der adeligen Vereinsvorsitzenden war „der Aufbau einer Gemeindestation sowie die ­Hilfe, Aufnahme und Pflege alter alleinstehender Menschen“. Der Name des Hauses geht auf den 1901 verstorbenen Sohn der Gräfin zurück. Erste Leiterin war Schwester Emma Junge, die das seinerzeit noch als Siechenhaus geführte zweigeschossige Gebäude mit zahlreichen Stallungen und Garten gemeinsam mit dem ­Pastor Grünewald betreute. Bereits im Mai 1902 zogen drei ältere Frauen dort ein – und eine Hauspflegestation, vermutlich die erste Sozialstation des heutigen Lüchow-Dannenbergs, wurde eingerichtet.

Das Friedrichheim, in dem die Bewohner unter dem Motto „Lasst uns Gutes tun und dabei nicht müde werden“ mitarbeiteten, wuchs rasch: Schon 1913 gab es eine Erweiterung auf 27 ­Plätze. Und 1925 baute man ­zudem das Dach aus. Schon 1920 wurde es durch die vielfältige Arbeit der Gemeindeschwestern, die im Raum Hitzacker-Bahrendorf-­Riebrau-Gülden tätig waren, nötig, dass ein Hauselternpaar die Geschicke der Einrichtung übernahm: Bis 1951 leitete der Diakon Richard Prüsse mit seiner Frau Johanna die Einrichtung.

1929 verstirbt die Gräfin. ­Julius Freiherr von dem ­Bussche-Haddenhausen, nach dem in der Nähe des Heimes ein Platz benannt ist, übernahm die Schirmherrschaft. Zehn Jahre später, zu diesem Zeitpunkt war der ­Vaterländische Frauenverein bereits seit zwei Jahren gleichgeschaltet, übertrug er das Gebäude und Gelände an das Deutsche Rote Kreuz/­Präsidialamt Berlin, von wo das Friedrichheim nach dem Zweiten Weltkrieg, 1951, an den DRK-Landesverband Niedersachsen ging. Der DRK-Kreisverband Lüchow-Dannenberg hatte verzichtet. Im selben Jahr wurde die Keimzelle des Hauses abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Wenige Monate später traten August Kleinhans und Marlene Kleinhans, geborene Prüsse, die Hauselternschaft an. Eine Familientradition, die Sohn Wilfried Kleinhans 1979 fortsetzte. Dessen Tochter Anne-Merve arbeitet heute noch dort. Weitere An- und Umbauten erfolgten 1967/1968 und 1991 bis 1999. Seit 2007 zeigt sich das Altenpflegeheim in seinem heutigen Bild – mit einem Hausgemeinschaftskonzept und einem weiteren Zugang von der Dannenberger Straße her, der nach dem Ankauf eines Grundstücks möglich wurde. 82 Bewohnerinnen und Bewohner können aktuell betreut und gepflegt werden.

2017 übernahm die medi terra vom DRK-Landesverband das Alten- und Pflegeheim – und auch 2022 befinden sich wieder Gerüste an dem dreigeschossigen Komplex, der aus drei Einheiten besteht. „Was das Friedrichheim auszeichnet, ist diese enge Verbundenheit zwischen den Mitarbeitenden und den Menschen, die hier wohnen. Das wissen alle zu schätzen. Wer bei uns arbeitet, bleibt oft bei uns. Und wer hier wohnt, kann sich in einer vertrauten Umgebung wohlfühlen“, beschreibt Jan Westfahl als kommissarischer Einrichtungsleiter die Situation. Gemeinsam mit seinem Team und den Bewohnern möchte er das Haus und das dazugehörige Leistungsspektrum im Rahmen ­diverser Jubiläumsfeierlich­keiten der Öffentlichkeit vorstellen. So ist Anfang Juni ein „Tag der offenen Tür“ geplant, zu dem Haustechnikleiter Thomas Apitz die besondere Geschichte des Friedrichheims darstellt. Überdies ist ein Sommerfest im August und ein Adventsbasar vorgesehen. Zusätzlich möchte Westfahl die in der Region in der Pflege Tätigen über das innovative Management der medi terra informieren, der Frage „Was sind die Erwartungshaltungen an die moderne Pflege?“, welche kontinuierlich ansteigen, nachgehen, qualitätssichernde Maßnahmen – auch im Breich der Digitalisierung – entwickeln. „Wir wollen bei der medi ­terra die Pflege auf ein neues Niveau heben“, erläutert er. Eine sehr gute Bewertung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung für das Friedrichheim liegt bereits vor.

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